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Lofoten

Die Opfer an den Wettergott hatten leider nicht ausgereicht und so wurden wir mit viel Regen begleitet. Das veranlasste uns dazu, weiter Strecke zu machen. Das Auffinden eines Waschsalons ist in Norwegen schier unmöglich. In Trondheim gibts wohl einen, der aber auch nicht so richtig sauber sein soll. So waren wir ganz froh, als wir in der App einen Eintrag zu einem Gästehafen fanden. Dieser befand sich in Brønnøysund und für 100NOK (ca. 10€) konnten wir unsere Wäsche waschen und trocknen und am nächsten Morgen eine ausgiebige, warme Dusche genießen. Die Küche war leider geschlossen. Während es wieder regnete fuhren wir weiter gen Norden.

Südlich von Svartisen Nationalpark, wo wir uns einen Gletscher anschauen wollten, kamen wir in Mo i Rana an einer Werbetafel vorbei. Dort wurde das Marmorslottet, Marmorschloss, beworben. Eine kurze Recherche ließ uns einen Abstecher dorthin machen. Zunächst führte die Straße an einem gletschereisfarbenen See entlang und wurde dann zu einer Schotterstraße, die weiter ins Tal führte. Der Wanderweg startete an deren Ende. Stege führten über die moorigen Gebiete bis zu einem Fluss. Seile waren gespannt worden, um den Abstieg zum Flussufer zu erleichtern.

Das Marmorschloss waren wunderschöne Gesteinsformationen, die über Jahrhunderte durch den reißenden Fluss entstanden waren. Wir kletterten etwas auf den Mamorformationen und betrachteten staunend das türkisfarbene Wasser, das die Schlucht hinabrauscht.

Unser nächstes Ziel war der Svartisen Gletscher. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, dort eine geführte Gletschertour drauf zu machen, aber die Termine waren bereits ausgebucht. Auch schreckte uns etwas ab, dass wir nicht auswählen konnten, welchen Schwierigkeitsgrad die Tour haben soll. Je nach Gruppe ist wohl von einem gemütlichen Spaziergang bis Eisklettern alles drin. Daher beschlossen wir, den Gletscher ein wenig auf eigene Faust anzuschauen. Durch einen unbeleuchteten Tunnel ging es eine Straße zu einer Staumauer hinauf. Auf der anderen Seite des Sees, der ebenfalls dieses türkisfarbene Wasser hatte, konnten wir zwei Gletscherzungen erkennen. Da es sich zuzog und ein Nieselregen begann, beschlossen wir, unsere Wanderung auf den nächsten Tag zu verschieben. An der Seite eines Gletscherbachs kraxelten wir über Kies und Geröll. So arbeiteten wir uns bis zum Gletscher vor. Der Wind pfiff uns eisig um unsere Ohren, aber mit den windfesten Regenjacken, Mützen und noch mehr wärmender Kleidung für den Notfall im Rucksack blieben wir warm. Die Wanderwege hatten wir bereits hinter uns gelassen, jedoch zeugten kleine und große Steinmännchen von der Anwesenheit Anderer.

Übrigens gibt es in Norwegen überall Wasserfälle :). Diese haben wir bei der Rückfahrt vom Stausee zur Bundesstraße entdeckt.

Beim Saltstraumen, einem der stärksten Gezeitenströme der Welt, konnten wir den Strom in Strudeln auf der Wasseroberfläche beobachten.

Nun erreichten wir Bodø, von wo aus die Fähre auf die Lofoten ablegte. Wir hatten das Timing ganz gut abgepasst und erreichten das Schiff noch gerade so. Gute drei Stunden dauerte die Überfahrt und wir nutzten die Zeit, um zu Abend zu essen.

Als wir auf den Inseln ankamen, fuhren wir den nächsten Parkplatz an und packten erst einmal unseren Lötkolben aus. Seit einigen Tagen hatten sich Probleme mit der Lithium-Batterie bemerkbar gemacht. Die zweite Zelle verlor ihre Spannung deutlich schneller als die anderen und obwohl noch ein Großteil der Kapazität vorhanden war, schaltete das Batterie-Management-System dann ab. Die preiswerte Ware aus China hat wohl doch ihre Macken. Also löteten wir schnell eine USB-C Buchse an einen Tiefsetzsteller, den wir dann mit der zweiten Zellen verbanden. Somit konnten wir über unsere externe Powerbank eine galvanisch getrennte Spannungsquelle liefern, um diese einzeln nachzuladen. In den folgenden Tagen beobachteten wir genau, was mit der Batterie und ihren Bestandteilen geschah. Dabei zeigte sich noch ein weiteres Problem: Wenn wir die Batterie über die Lichtmaschine weiter aufluden, stieg die Spannung der ersten Zelle zu schnell und zu stark. Wenns blöd läuft, sind die also beide im Eimer :(.

Am nächsten Morgen schauten wir uns das Dorf Å i Lofoten an (auf den Straßenschildern steht immer nur “Å”). Da wir den Tipp bekommen hatten, dass es dort die besten Zimtknoten gab, konnte vor allem ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. In einem kleinen Café wurden die Backwaren feilgeboten und wir gönnten uns einen Kaffee dazu. Ein Film zeigt auch die Besonderheit: Die Leckereien werden in einem Holzofen gebacken. Leider hatte die Bäckerei selbst geschlossen, da hätte ich gerne mal einen neugierigen Blick reingeworfen. Übrigens standen die ganzen Lofoten voller Holzgestelle, um Fisch daran zu trocknen:

Die Lofoten waren dichter besiedelt, als wir uns es vorgestellt hatten. Allerdings kamen zu den Einheimischen noch unglaublich viele Touristen. An jeder Ecke sah man mindestens ein Wohnmobil stehen und an den sonnigen Tagen mussten wir mit der Parkplatzsuche schon Glück haben. In Ramberg fanden wir eine kleine Wassersportschule, zumindest hingen Neoprenanzüge an einer ausgedehnten Garage. Auch Surfboards und Flaggen wiesen darauf hin. Jedoch war niemand da. Gerade als wir weiter fahren wollte, rollte ein weißer alter Bus auf das Gebäude zu und parkte in der Garage. Ein bärtiger, reichlich tatowierter Norweger gab Jonas Auskunft über die Kitespots je nach Windrichtung. Mein favorisiertes Tattoo war übrigens ein kleines Faultier mit dem Schriftzug “surf all day, sleep all night”. Die dritte Zeile hab ich leider vergessen.

Der nächste Tag brachte dann Wind und wir gingen tatsächlich bei strömendem Regen in einem Fjord kiten. Dramatischer hätte die Kulisse nicht sein können: rechts und links steile Berge, deren wolkenverhangene Gipfel nicht zu erkennen waren. Der Einstieg war nicht ganz so einfach. Eine mit hohem Gras bewachsene Stelle bot Platz zum Aufbau. Wir mussten zum Einstieg eine kurze Steinpassage überwinden, was ich ganz schön unangenehm fand. Aber die Session war irgendwie verrückt.

Am folgenden Tag hatten wir nochmals die Möglichkeit zum kiten. Da der Wind gedreht hatte, konnten wir aber an einem weißen Sandstrand mit türkisblauem, kristallklaren Wasser einsteigen. Zwei Emdener gesellten sich noch zu uns. Die Sonne schien und das ganze hatte schon ein wenig Karibikflair (mal abgesehen davon, dass es ziemlich kalt war). Wir konnten zwischen kleinen Inseln durchfahren. Manche waren einfach nur aus dem Wasser herausragende Felsen, andere waren ziemlich hoch, mit Gras bewachsen und hatten sogar einen kleinen Sandstrand. Jonas Augen strahlten richtig, als er wieder vom Wasser kam. Trotz des Klimas war es einfach ein wahnsinnig schöner Spot. Danke an die Emdener für das Foto von der Drohne aus!

Eine kleine Wanderung mit dem Emdenern und ein leckeres, gegrilltes Abendessen mit zwei, drei Bier (oder Rum-Cola) rundeten diesen Tag ab.

Der nächste Tag bescherte uns strahlenden Sonnenschein und wir beschlossen, die Reinebringen-Wanderung zu machen. So wie alle Wanderungen auf den Lofoten steigt der Weg steil an, um oben mit einer wunderschönen Aussicht zu belohnen.

Eigentlich wollten wir noch zu einem Strand wandern, allerdings waren dort bereits alle Parkmöglichkeiten belegt. Somit nahmen wir am nächsten Tag noch eine andere Wanderung in Angriff, allerdings hing hier leider eine Wolke am Berg und klaute uns ab 2/3 der Höhenmeter die Aussicht. Immerhin haben wir die norwegische Tradition bewahrt und auf dem Gipfel einen quick lunch gegessen (schmeckt wie Kit-Kat).

Da sich die Wanderungen auf den Lofoten eher bei guter Aussicht lohnen, aber mal wieder bedeckte und regnerische Tage bevorstanden, beschlossen wir weiterzufahren. Die Museen in Svolvær hatten auch noch an diesem Wochentag geschlossen und so genossen wir in unserem Ungefährt noch ein bisschen diese wahnsinnige Landschaft.

Pfosten an einer Treppe einer Kirche