Tarifa
Tarifa und Umgebung war für Jonas nicht komplett neu, da er schonmal zum Kiten mit seinem Papa dort war. Daher war es auch nicht schwer, den Strand “Los Lances” zu finden. Nach der Fahrt über die Berge von Algeciras aus, hatte ich das Gefühl, endlich mal wo anzukommen. Tarifa stand für uns eigentlich schon recht früh als Ziel fest, da es unter Kitesurfern als Spot richtig bekannt ist.
Wir fuhren gleich zum Strand, um uns dort einmal umzusehen. Ein Schild wies darauf hin, dass Camping hier verboten sei. Doch einmal um die Ecke gebogen, bot sich uns ein ganz anderer Anblick: Bestimmt 50 Campervans und Busse standen auf den Parkplätzen gleich hinter der Düne. Wir fragten ein Mädel, aber die meinte, dass hier alle stehen würde, wie ich auch schon vermutet hatte. Keines der 50 Autos würde sich an diesem Abend noch wegbewegen. Schon gar nicht, wenn man das Meer direkt vor der Tür hat und gemütlich beim Abendessen den Sonnenuntergang anschauen kann <3!
Trotzdem fragten wir auch noch einen anderen Reisenden, neben dem wir das Ungefährt parkten. Er stellte sich als Chris vor und war ein stark tätowierter Wahlberliner. Er fügte der Aussage der jungen Frau noch hinzu, dass ab und zu mal die Polizei vorbei fährt, aber nie etwas sagt. Also schlugen wir hier unser Lager auf, kochten und checkten - natürlich - die Windvorhersage für die nächsten Tage.
In den zweieinhalb Wochen hatten wir eine echt gute Zeit. Mit Chris und Tim, einem Hamburger, der auch kitet, hatten wir super(-witzige) Gesellschaft. Außerdem war die Windausbeute nicht schlecht und so konnten wir an neun Tagen auf das Wasser. Allerdings fragten wir uns mit der Zeit, warum Tarifa als einer der Spots in Europa gehandelt wird. Der Wind war meistens relativ böig, vor allem als wir in Valdevaqueros kiten waren. Man muss mit Allem und Nichts rechnen. Das ist für mich aufgrund des von uns verkürzten Barweges recht anstrengend.
Kleiner Exkurs für die Nichtkiter: das Steuerelement beim Kitesurfen heißt Bar. Wenn man diese an sich zieht, dann hat man mehr Druck im Schirm, schiebt man sie von sich weg, lässt dieser nach. Man versucht auf dem Wasser den optimalen Druckpunkt zu finden und kann so Unregelmäßigkeiten der Windstärke über den Barweg ausgleichen. Das ist für Jonas mit seinen langen Armen für einen größeren Randbereich um die mittlere Windstärke möglich. Ich mit meinen kurzen Armen muss dafür ein zusätzliches Element an der Bar nutzen: Den (De-)Power-Tampen.
Zusätzlich hatten wir an den meisten Spots recht viel Welle, was sich ebenfalls als herausfordernd darstellte. Bei einer der späteren Session hatte mein Knie eine unsanfte Begegnung mit einer Welle, deswegen ließ ich es danach ein bisschen ruhiger angehen. War aber nichts schlimmes. Aber genug gejammert: wir hatten auch eine super DREI!-Stunden-Session mit Tim in einer Lagune mit Flachwasser :)
Zusammenfassend:
Strecke gekitet - 215,2 km
Zeit gekitet - 12h 26min
Jonas maximale Sprunghöhe - 12,1m
Gos maximale Sprunghöhe - geschätzt 3m
Zwischendurch hab ich Surfen ausprobiert. Gar nicht so einfach.
An einem Tag ohne Wind rafften wir uns mal wieder zu einer Tour mit den Rädern auf. Immer in unserem Blickfeld vom Strand aus lag ein ca. 500m hoher Berg, auf dem es laut Internet tatsächlich ein Trail geben sollte. Auf dem Weg nach oben kamen wir zunächst an Höfen vorbei, die ihre Tiere häufig auch ohne Zaun in der Landschaft grasen lassen. Wir passierten natürlich viele Kühe, Ziegen auf dem Dach eines Stalls und einige schwarze Schweinchen. Ganz besonders hübsch fand ich ein Pferd mit weißem Fell, das erhaben auf einem kleinen Felsen stand. Wir bogen schließlich von der asphaltierten Straße auf einen matschigen Forstweg ab, der zwar breit, jedoch von Traktorspuren ganz zerfurcht war. Jonas sah in seinem Handy immer mal wieder nach der Strecke. Wir fanden den Einstieg zu einem schmalen Weg, im Grunde ein Singletrail. Dieser war jedoch zu steil zum fahren, hatte große, steinerne Absätze drin und es wirkte so, als würden wir den Weg falsch herum laufen. Doch angeblich hatte alles genau so seine Richtigkeit. Wir ließen die Korkeichen und Pinien unter uns und kamen auf den steinigen Grat des Berges. Auf dem höchsten Punkt unserer Tour waren wir direkt unter einigen Windrädern. Gigantisch hoch, vor allem, wenn man direkt dort drunter steht! Ich hatte von der ganzen Schieberei eigentlich die Nase voll und war fast versucht, einfach die breite Straße hinunter zu fahren. Jonas war aber motiviert und der Anfang der Abfahrt schnell gefunden. Die hatte es allerdings ganz schön in sich. Große Gesteinsbrocken lagen auf dem Trail und ließen unsere Räder schlagartig zu einer Seite rutschen. Nach einem recht großen Felsabsatz rutschte ich von der Pedale und haute mir selbige voll gegen das Schienbein. Alles in allem war die Tour zu heftig für mich. Somit schob ich bestimmt 75% der Strecke auch wieder bergab, ging also mit meinem Bike spazieren. Am nächsten Morgen kam dann noch das krönende i-Tüpfelchen in Form einer SMS: Jonas Handy hatte sich ins marokkanische Netz eingewählt, als er oben die Route gecheckt hat. Leider kann man an den Smartphones Roaming nicht nur auf EU begrenzen :( und sollte daher einen geeigneten Anbieter wählen. Immerhin hat der Telefonanbieter die Hälfte der 60€ übernommen.
Abgesehen davon probierten wir mal so richtig das Leben im Camper aus. Unser Wasser (ca. 75 Liter) reicht für fünf bis sieben Tage samt einer warmen Dusche. Unser Trinkwasser filtern wir selbst, das ist somit auch inklusive. Für sage und schreibe drei Euro konnten wir in Tarifa an einer Tankstelle Wasser ablassen und wieder auffüllen :). Da das Wetter teilweise regnerisch und viel bewölkt war, mussten wir ab und an über den Motor laden. Dies kombinierten wir beispielsweise mit einer Fahrt zum Supermarkt. Bei richtig sonnigem Wetter reicht die Solarenergie aber vollkommen aus. Ich mag unseren eingebauten Mini-Ofen, mit dem ich uns meistens mit Brot versorge. Auch Käse- und Zitronenkuchen hab ich schon ausprobiert oder mal ein Feta aus dem Backofen. Pommes haben nicht so gut geschmeckt, waren noch ziemlich labberig. Richtig viel Dampf hat der Ofen nicht, aber für kleine Sachen reichts.
Mit Tim kochten wir ab und zu und tranken auch das ein oder andere Bierchen. Einmal kam nachts noch ein ausgewanderter Deutscher mit drei Hunden vorbei, der sich ne Dose Hopfensmoothie schnorrte. Weniger nett war, dass ein Hund in unser Auto hüpfte und komplett alles vollgesandet hat (aber zum Glück nicht das Bett, das war dann doch zu hoch). Er erzählte uns, dass er aus Tarifa käme (ca. vier Kilometer Strecke) und nochmal soweit laufen müsse, um seine Katze in einer Höhle abzuholen :D Schräger Typ!
Trotz den doch recht vielen Windtagen hatte wir Lust auf etwas mehr Wärme. Eigentlich wären wir gerne nach Marokko gereist, aber die Fähren fuhren nicht. Auch Portugals Grenzen waren wieder zu und dadurch blieben als weitere Reiseziele erst mal nur Nordspanien und die Kanaren übrig. Wir überlegten lang hin un her. Die Fährfahrt mit dem Ungefährt war mit 1300€ (Hin- und Rückfahrt) ziemlich teuer und zusätzlich braucht man einen PCR-Test. Wir entschieden uns dafür. Da das Labor in Cádiz an dem passenden Tag (wegen den 72h und so) geschlossen hatte, machten wir den PCR-Test am Tag vor dem Ablegen in Marbella. Mit einem Pdf aus dem Internet bekamen wir immerhin noch einen Rabatt und bezahlten dann 78€ pro Person. Hätten wir uns übrigens auch sparen können, wurde nämlich nicht kontrolliert. Wir haben das Testergebnis zwar an eine Mail-Adresse der kanarischen Regierung geschickt, aber das war dann auch schon alles.
Da wir zuvor schon in Cádiz waren, um Informationen bzgl. der Fährfahrt zu erhalten, wussten wir schon, wo sich der Hafen und der Pier der Trasmediterranea befand. Kurze Wartezeit, dann bordeten wir die Fähre. Teneriffa, wir kommen!