/ MOUNTAINBIKEN, KITESURFEN

Portugal II

Eine Ecke Portugals wollten wir auf jeden Fall sehen, nämlich die Gegend um Nazaré. Hier gibt es ein paar Mal im Jahr Riesenwellen, doch auch sonst sind Surfer sehr willkommen. Leider hatten wir ein bisschen Pech, denn bei unserem Besuch gabs nur popelige Mini-Wellen, die eigentlich nicht einmal erwähnenswert sind. Dafür hatten wir die Nacht an einem Platz mit Strandzugang verbracht, den ich für einen Abendspaziergang nutzte. Der Strand war schön (wenn auch leider etwas viel Müll) und die Küste sah beeindruckend aus. Mit einem alten Angler, der mit einer pinken Jogginghose, einem grauen Strickpullover und einer schief sitzenden Mütze bekleidet war, teilte ich die Abendstimmung. Mit Hand und Fuß kommunizierten wir und ich verstand, dass er bereits einen Fisch gefangen hatte. Der jüngere Angler neben ihm schien sein Sohn zu sein, aber so ganz sicher war ich mir nicht.

Einen kleinen Zwischenstopp machten wir in Obidos, einer mittelalterlich anmutenden Stadt, die noch vollständig von einer alten Stadtmauer (16. Jahrhundert) umgeben ist. Zu meiner Freude konnte man auf dieser fast einmal ganz außenrum laufen und von oben in einige Hinterhöfe spicken. Ganz bekannt ist hier der Ginja d’Obidos, ein Kirschlikör, der in kleinen Schokoladentassen serviert wird.

Da es in Aveiro Wind und Kitespots geben sollte, war das unser nächstes Ziel. Die Fahrt führte uns in eine Gegend mit sehr hässlichen Häusern und dazu passenden Vorgärten. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich eine vollständig geflieste Fassade als dekorativ empfinde - natürlich kommt das auch stark auf die Fliesen an. Diese wurden jedoch nicht nur zur Dekoration angebracht, sondern auch zum Schutz vor der salzigen Meeresluft.

Kiten in Aveiro hat den Vorteil, dass man entweder im Flachwasser oder im Meer fahren kann. Ersteres auf einer Lagune, die durch Hochwasser als Verbreiterung eines Flusses entsteht. Das haben wir am ersten Tag ausprobiert. Der Wind war ein wenig zickig und wir waren erstaunt, wie wenig los war. Die drei/vier Leute die dort waren, waren dann auch nach einer halben Stunde schon wieder weg. Am zweiten Tag haben wir uns in Aveiro durch das kleine Kanalsystem gondeln lassen (jedoch mit Motor). Ein kleines Venedig, nur viel weniger durchsetzt von Kanälen, so kann man sich das vorstellen. Der Guide auf dem Boot sprach fließend Englisch, Spanisch und Französisch zu seinem Portugiesisch und stellte seine Stadt vom Wasser aus vor. Besonders schön fand ich die Tradition, bei Abschluss der Universität ein buntes Band an ein Brückengeländer zu knoten.Nach einer Stärkung im Restaurant gingen wir im Meer kiten - auch da war nicht sehr viel los. Da wir so ein bisschen reisemüde sind, beschlossen wir, vor allem noch ein bisschen Action mitzunehmen.

Als wir zum Mountainbiken in Portugal recherchiert hatten, fiel vor allem der Ort Lousã. Dieser befindet sich etwas mehr im Hinterland und war sowohl schon Austragungsort für Enduro-Rennen als auch eine Worldcup-Strecke. Als Ausgangspunkt wurde immer “Terreiro das bruxas” genannt, auf deutsch Hexenfeld. Perfekter Startplatz für uns :). Dort angekommen quatschten wir ein Trio an, zwei Männer und eine Frau, die auf einem Pickup zwei Downhill-Bikes transportierten. Wir wollten natürlich vor allem wissen, wo die Einstiege in die Trails sind. Die waren super nett und meinten, sie könnten uns einmal mit hoch nehmen. Dann fuhren die beiden Männer mit uns die Wege nach unten und warteten zwischendrin, wenn wir nicht hinterher kamen (die kannten die schon in- und auswendig). Danach kam Runde zwei, schließlich wollten sie uns ja noch den anderen Weg zeigen.

Bedauerlicherweise hat Jonas Felge bei der vierten Abfahrt aufgegeben, die Go fuhr insgesamt 9 Mal mit den Portugiesen. Leider konnten die nicht so gut Englisch, aber Hand, Fuß, Spanisch und dem Englisch der Frau hats gut funktioniert. Die ist übrigens nicht mitgefahren, da sie Polizeianwärterin ist und für Sporttests gesund bleiben muss; ihr Freund war schon Polizist. Die Trails waren cool und es hat uns richtig Spaß gemacht. Sie waren angelgt, hatten flowige Kurven, Möglichkeiten zu springen und zwischendurch auch steile Stellen. Für den folgenden Tag hatten wir ein Shuttle angefragt, aber die hatten kein Platz mehr. Schade, denn wir hatten extra Jonas Felge verarztet (Pflaster und Gaffa-Tape) und einen Schlauch eingezogen. So beschlossen wir, auf die Empfehlung eines Bikers und Kiters hin, noch weiter nach Norden zu fahren.

Nahe Viana do Castelo gibt es sowohl Mountainbike-Strecken als auch einen Bikepark. Und, da der Ort an der Küste gelegen ist, auch Kitespots. Somit konnten wir an einem Tag biken und kiten!

Da uns die Trails in Viana do Castelo nicht so überzeugt haben, sind wir an unserem letzten Tag in Portugal noch in den Bikepark. Richtig gelesen, letzter Tag. Und dann sind wir in drei Tagen wieder in Deutschland. Da es noch einiges am Ungefährt zu verbessern und reparieren gibt, legen wir in der Heimat einen mehrwöchigen Zwischenstop ein. Vielleicht sehen wir uns ja ;-) Für den Bikepark hätten wir reservieren müssen, was aus dem Internetauftritt leider nicht ganz hervorging. Somit standen wir mit dem Ungefährt auf dem Berg und kein Mensch war zu sehen. Wir packten die Fahrräder aus und übten ein wenig springen. Da wir irgendwie nicht so richtig Lust hatten, war das aber nicht von langer Dauer. Wir räumten wir noch ein wenig die Bude auf, trockneten die Neos in einem Baum und machten es uns ein gemütlich. Die Luft war einfach raus. Außerdem würde die Heimfahrt lang und anstrengend werden. Wir beschlossen, auf dem Parkplatz eines Intermarche-Super-Supermarktes zu übernachten, denn dort konnten wir auch nochmal Wasser tanken, Grauwasser loswerden, Wäsche waschen, einigermaßen preiswert (für Portugal) tanken und natürlich Proviant kaufen. Doch irgendwie trieb es uns los - somit nutzten wir den Abend, um direkt nachdem der Trockner fertig war, schonmal einige Stunden zu fahren. Dadurch wurde auch die Fahrt entzerrt und wir bekommen kein zeitliches Problem mit der französischen Ausgangssperre.

Schon seit einigen Kilometern fiel uns eine recht starke Vibration am Lenkrad auf. Nach genauerem Betrachten hatten wir festgestellt, dass wir drei gleiche Reifen und einen ganz anderen drauf haben. Dieser ist nicht nur älter, sondern auch schon stärker abgefahren. Mittlerweile würden wir sagen, dass wir mit drei Reifen und einem Ei in Frankreich rumeiern :D. Also gehts morgen erst mal zum Reifenhändler.

Da Portugal inzwischen von der RKI-Liste runter ist und wir in Spanien und Frankreich nur einen Transit machen, dürfen wir ohne Quarantäne nach Deutschland einreisen.