/ MOUNTAINBIKEN

Portugals Süden

Nach einer langen Fährfahrt waren wir wieder zurück auf dem Festland. Die Anti-Seekrank-Tabletten haben hervorragende Arbeit geleistet und trotz des starken Windes gings uns ganz gut. Leider stand das Ungefährt wieder unten bei den LKWs, so mussten wir wieder an Deck des Schiffes schlafen. Die zwei Nächte waren nicht besonders Erholsam, aber immerhin gab es wieder Essensgutscheine. Nach der Ankunft ließen wir tatsächlich den Wind in Tarifa Wind in Tarifa sein und bogen nach links ab in Richtung Portugal. Den ersten Halt machten wir an der Algarve, der Südküste Portugals. Wir kamen auf einem schnuckeligen Caravanplatz für sechs Euro die Nacht unter. Unter zusammengeknoteten Tüchern konnte man im Schatten entspannen. Kleine Muschelwindspiele und andere Dekorationen, ein offenes Bücherregal und die kalte Außendusche mit einem Stofftuch als Tür hauchten dem Platz einen ganz eigenen Charme ein. Tagsüber brutzelte es so richtig. Trotzdem packten wir unsere Mountainbikes aus und verbrachten einen Tag an den wunderschönen rötlich-gelben Sand- und Kalksteinklippen. In unserer Nase lag der mediterrane Duft von Thymian und Pinie. Mit den Fahrrädern überholten wir so manchen Touristen, gönnten uns aber trotzdem einige aufregende Passagen, unter anderem eine ziemlich lange Treppe. Es war so sonnig-heiß, dass unser Wasser viel zu schnell aufgebraucht war und wir uns an einem Getränkestand Nachschub kaufen mussten. Im Schatten einer Pinie gabs eine kurze Pause, bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Da unser Plan ist, etwa zweieinhalb Wochen in Portugal zu verbringen, ging es weiter in Richtung Evora. Es liegt fast auf der Höhe von Lissabon, allerdings weiter im Inland. Die Fahrt dorthin führte uns an unzähligen Korkeichen vorbei, die sich mit Olivenbäumen abwechselten. Auf vielen Strommasten befanden sich Storchennester, die meistens auch bewohnt waren. In Evora schauten wir uns die Capela dos Ossos (Knochenkapelle) an. Die Kapelle wurde im 17. Jahrhundert von Mönchen gebaut und mit tausenden menschlicher, exhumierter Knochen verziert, die kunstvoll arrangiert und in Zement gegossen wurden. Der Grund hierfür war eigentlich simpel: Die Friedhöfe waren überfüllt und dadurch konnten die Knochen trotzdem eine letzte Ruhestätte finden.

In Evora schauten wir uns noch die überreste eines römischen Tempels an, der Ende des 2. Jahrhunderts errichtet wurde. Noch weiter in der Zeit reisten wir, als wir uns den Cromlech (Steinkreis) von Almedres anschauten, der in die Übergangszeit von der Stein- in die Kupfersteinzeit datiert wird (4000 - 2800 v. Chr.) und damit zwischen 1000 und 2000 Jahren älter ist als das bekannte Stonehenge. Die Steine sind jedoch mit einem bis drei Meter Höhe nicht so groß wie die englischen Megalithen (bis zu 7m).

Leider hat Portugal anfang des Jahres in der Verkehrordnung festgelegt, dass man sich nicht nachts in seinem Camper aufhalten darf, es sei denn, er steht auf einem dafür vorgesehenen Parkplatz. Daher mussten wir unsere Gewohnheiten anpassen. Wir suchten um unsere Ziele erst mal nach Stellplätzen. Es gibt verhältnismäßig viele kostenlose, die meistens mit einer Ver- und Entsorgungsstation ausgestattet sind. Dafür sind diese aber meistens in den Städten und haben uns auch schon ein paar Kilometer gekostet. So auch bei unserem nächsten Halt: Sintra.

Wir hatten gelesen, dass das Gebiet hinter der Stadt ein Netzwerk aus Mountainbike-Trails bietet, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bedienen und super schön sein sollen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier erlaubt, auf Wanderwegen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, wobei man natürlich respektvoll miteinander umgeht. (In Ba-Wü sind z.B. Waldwege mit einer Breite von weniger als zwei Metern für Fahrräder verboten, wenn sie nicht extra ausgewiesen sind). Wir waren dort zweimal Fahrrad fahren und am dritten Tag haben wir uns noch den Romantischen Palácio da Pena angeschaut. Danach machten wir einen ausgiebigen Spaziergang im angrenzenden Park, der viele kleine mäandernde Wege hat. Leider häufig mit irreführen Wegweisern ausgeschildert. Dennoch gibt es unzählige Brunnen, mit Moos bewachsene, steinerne Bänke und Teiche, die von einem richtigen Urwald umgeben sind. Das hat nichts von einem angelegten, königlichen Park. Wenn man allerdings weiß, dass der Berg einst kahl wie eine Mondlandschaft war, ist der Wald umso außergewöhnlicher. Leider mussten wir jeden Tag ca. 30 Kilometer zum nächstgelegenen erlaubten Camper Parkplatz fahren. Näher gelegen wären nur 2 Campingplätze zu horrenden Preisen gewesen. Insgesamt fehlt uns in Portugal ein bischen die Freiheit drauf los fahren und spontan ein nettes Plätzchen zum Übernachten zu finden.