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Lanzarote von unter Wasser

Nach einer halben Stunde Fährfahrt waren wir schon auf unserer letzten Insel Lanzarote angekommen. Als Insel vulkanischen Ursprungs ohne hohe Erhebungen ähnelt sie etwas Fuerteventura. Da wir eine Tauchschule ausfindig gemacht hatten, die CMAS bzw. Sub bzw. VDST (jedenfalls nicht PADI, was die meisten anbieten) als Schulungsrichtlinien verwendet, kam die Idee auf, die nach einem Upgrade unserer Taucherausbildung zu fragen. Deswegen fuhren wir gleich nach Ankunft zur Tauchbasis, trafen dort aber niemanden an. Wir beschlossen, es am nächsten Morgen nochmal zu versuchen und machten uns einen gemütlichen Abend.

Pünktlich um 8:30 Uhr trafen wir auch tatsächlich jemanden an, allerdings in Baustellenklamotten. Um sich über Wasser zu halten, tauchen Stephan und Alex nur auf Anfrage und renovieren sonst. Da eine Woche für den CMAS** zu knapp war, beschlossen wir, uns trotzdem die Unterwasserwelt dort anzuschauen und sagten für den nächsten Tag zu.

Den Rest dieses Tages verbrachten wir im Timanfaya Nationalpark und dessen Informationszentrum. Letzteres kostete keinen Eintritt und war echt toll aufgemacht. Es gab einen Film, der über die Entstehung, den Vulkanismus sowie Flora und Fauna informierte. Mit eigenen Kopfhörern konnte man den Sprachkanal sogar auf deutsch einstellen. Nach den Ausbrüchen 1730 bis 1736 musste sich die Gesellschaft mit einer neu geformten Landschaft zurechtfinden. Ein Viertel der Insel war hiervon betroffen, vor allem auch viel fruchtbarer Boden. Über all die Jahrhunderte entwickelt sich neue Flora und Fauna auf dem Vulkangestein. Die Gischt des Meeres bringt genug Feuchtigkeit mit, um Flechten und später auch Moose mit Wasser zu versorgen. Gleichzeitig finden auch Samen den Weg in die Lavawüste, die wiederum Nahrung für Insekten darstellen.

Vom eigentlichen Nationalpark, für den wir pro Person 12 € bezahlen mussten waren wir ziemlich enttäuscht. Auf den anderen Inseln war es uns möglich gewesen, Lavafelder und den schwarzen Sand hautnah zu erleben. Eindrucksvoll war uns da der Ausflug auf den Teide oder unsere zahlreichen Mountainbike-Touren in Erinnerung geblieben. Im Timanfaya wurden wir zu einem Parkplatz gelotst, der ziemlich voll war. Schon davor stauten sich die Autos. Dann durfte man sich etwa 40 Minuten in einem Reisebus mit vielen anderen Menschen (Corona-konform?!) durch die Landschaft kutschieren lassen. Wir hatten allerdings keine Möglichkeit auszusteigen. Man bekam noch eine kleine Demonstration eines künstlichen “Geysirs”. Da das Vulkangestein in einigen Metern Tiefe noch sehr heiß ist, kann eine Fontäne erzeugt werden, wenn man Wasser in ein Rohr gibt, das tief genug reicht. Das Restaurant El Diablo nutzt ebenfalls die Wärme, um Hähnchen zu grillen. Doch um einen Platz zu bekommen, muss man sich auch dort in die Schlange stellen.

Unser nächster Tag erwies sich deutlich mehr nach unserem Geschmack. Morgens in der Tauchschule packten wir die Ausrüstung und ab gings zur Playa Chica. Das dortige Riff bietet so viele unterschiedliche Tauchrouten, dass meistens von der Küste aus getaucht wird. Dort geht es immer rege zu, auch wenn das in diesen Zeiten ziemlich wenig Leute sind:

Alex meinte zunächst, dass er keinen zu anspruchsvollen Tauchgang mit uns machen möchte und wir zunächst noch die Maske ausblasen sollen. Wir hatten schon die Befürchtung, dass der erste Dive ein wenig langweilig werden würde. Als dann aber die Route im Briefing beschrieben wurde, mit einer maximalen Tauchtiefe von 30 Metern waren wir ganz beruhigt.

Wir tauchten zum Riff, sahen unzählige Fische und eine schwarze Koralle, die wie ein Weihnachtsbaum aussieht. Dann schwammen wir in eine Höhle, die Kathedrale genannt wird. Wir konnten aber jederzeit den Ausgang sehen und entdeckten einen schlafenden Rochen. Nachdem wir über der Höhle waren, konnten wir unsere ausgeatmete Luft in kleinen Bläschen durch den Sand aufsteigen sehen.

Der zweite Tauchgang war nicht minder spektakulär. Wir schwammen zu einem kurzen Tunnel und dann weiter ins Blauwasser. Hier konnten wir schwebend von unten einen Schwarm Barrakudas bewundern. Auf dem Rückweg sahen wir ein Seepferdchen, Oktopusse und einen im Sand eingegrabenen Engelhai. Das war einer meiner schönsten Dives :). Alex führte uns entspannt und langsam, sodass wir gemütlich alles anschauen konnten. Das hatten wir bei anderen definitiv schon vermisst!

Ein paar Bilder gibts hier, weiter unten gibt es noch ein kleines Video.

Nachdem die Dives eine so wunderschöne Unterwasserwelt offenbarten, beschlossen wir, zwei Seminare in der Tauchschule zu machen, sodass wir dann bei der nächsten Gelegenheit CMAS**-Taucher werden können. Wir lernten Unterwassernavigation mit und ohne Kompass und mussten für die Gruppenführung jeweils zwei Tauchgänge führen. Dazu gehört auch das setzen einer Boje.

Meistens waren wir von 8:30 bis 14 Uhr mit dem Tauchen beschäftigt und fuhren danach noch ein wenig über die Insel. Leider hatten die Stiftung und das Haus César Manriques geschlossen. Der Künstler hat Lanzarote nachhaltig geprägt. So gibt es zum Beispiel wenige Häuser, die mehr als zwei Stockwerke besitzen. Auch gegen Werbeplakate an den Straßen setzte er sich ein und hat architektonisch einiges auf der Insel hinterlassen. Wir hatten ein bisschen Pech, denn bei den geöffneten Attraktionen waren solche Massen an Leuten, dass uns die Lust darauf verging. Doch natürlich fanden wir auf der Insel auch so einiges Interessantes: Weinbau, ganz anders als bei uns, tolle Steinformationen im Innland und an der Küste, sowie eine schön bemalte Tür eines mexikanischen Restaurants.

Nach einer Woche nahmen wir - dieses Mal wirklich! - die Fähre zurück auf das spanische Festland. Die Kanaren waren die Reise definitv wert. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter, der uns mal mehr und mal weniger gefiel.

Wie versprochen, das Video :)