/ KITESURFEN

Kiten! Kiten?

Juhuu, endlich war mal wieder Wind angesagt. Deswegen waren wir entlang der Küste bis nach Calpe gefahren. Die Landschaft war zwar schön, aber den (kleinen) Städten, die sich um die Buchten rankten, konnte ich nicht viel abgewinnen.

Die meisten Häuser schienen entweder reichen Menschen zu gehören oder Ferienhausanlagen zu sein. Erstere waren häufig wie Festungen von Mauern umgeben und so manches Mal ließ ein Glitzern einen Pool erahnen. Die angelegten Häuser fand ich besonders unattraktiv, da reihenweise einfach ein geklontes Haus neben dem nächsten stand. Trotzdem war die Aussicht auf das wunderbare Blau des Meeres und schroffen Felsküsten sehenswert und wir verziehen die steilen, engen Straßen (unser Ungefährt hoffentlich auch!). Ganz gut gefiel uns allerdings die Straße nach Calpe, die durch die Berge verlief. Hier zwei Bilder aus dem Auto raus aufgenommen:

Ziel war es, den Kitespot zu finden und natürlich mal wieder aufs Wasser zu kommen. Für diesen Tag war noch nicht so viel Wind angesagt, aber für die großen Schirme könnte es ausreichen. Tatsächlich waren am Stadtstrand von Calpe ein paar Kiter unterwegs. Das erleichterte uns, denn an den meisten anderen Spots war die Windrichtung falsch oder wir hatten sonst niemanden surfen sehen. Und in einer unbekannten Gegend kann man Felsen oder größere Strömungen im Wasser nicht unbedingt erahnen, sodass der Spot nicht so richtig geeignet ist. Wenn wir dann auf ein paar Gleichgesinnte treffen, fühlen wir uns etwas sicherer.

Der Parkplatz war direkt am Strand und um die Mittagszeit sogar kostenfrei, also warfen wir uns in die (Neopren-)Schale und bauten auf. Jonas wollte mal antesten, doch der Wind war nach zehn Minuten weg und ich hatte gar keine Gelegenheit :(. Das baute unsere Stimmung auf dem Heimweg nicht gerade auf, aber wenigstens war für den nächsten Tag Wind angesagt.

Oh ja, es wehte kräftig. Um das Haus rauschte es die ganze Nacht lang heftig und die Palmen im Garten bogen sich. Da Calpe von der Windrichtung her nicht so optimal war, fuhren wir nach Dénia. Dort gibt es (zumindest im Sommer) sogar eine Kiteschule. Als wir am Strand ankamen, war kein Kiter zu sehen, dafür aber Schaumkronen und eine ziemlich aufgewühlte See. Ein Blick die Bucht entlang verriet uns zwei Dinge: Erstens gab es in kurzer Entfernung doch Surfer und zweitens hatte es wirklich richtig viel Wind. Wir fuhren zu den anderen, die mit sechs-Quadratmeter-mini-Schirmen unterwegs waren. Klar war sofort, für mich war es zu viel Wind.

Jonas hingegen, bekam leuchtende Augen. Endlich konnte er mal wieder den Siebener auspacken. Schnell im Neo drin, alles Material geschnappt und ab zum Strand. Der Sand flog kräftig und es wurde deutlich, heute sollte man den Sport beherrschen, sonst kann es schnell ziemlich gefährlich werden.

Einer der Kiter kam gerade mit einem sechs Quadratmeter Kite aus dem Wasser und riet Jonas davon ab. Es sei zu stürmisch und daher zu gefährlich; auch die anderen Leute, teils Sportler, teils Fotografen schlossen sich dieser Meinung an. Ein Österreicher, der mit seinem Equippment irgendwie ganz lustig aussah (grüne, fingerlose Baumwollhandschuhe, Fahrradhelm, Trockenanzug mit Weste drüber) meinte, dass es am Folgetag zwar deutlich weniger Wind, aber genug zum Surfen haben sollte. Also packten wir resigniert unseren Krams und fuhren zurück. Vielleicht wirds ja morgen wirklich was, dachten wir.

Tatsächlich waren wir beide am Samstag dann nochmal in Dénia auf dem Wasser. Der Spot war zwar nicht super groß, aber sooo viele Leute waren nicht unterwegs (circa 30 schätzen wir). Es machte schon Spaß, aber der Wind war echt richtig fies. Da zischten immer so Böen durch, in denen konnte man die Kante beim besten Willen nicht halten. Kurz darauf, wiederum reichte der Wind nur knapp zum Fahren.

Als wir beide aus dem Wasser waren meinte Jonas: “Das ist ja schlimmer als auf dem Epple!” (Gemeint ist der Epple-See bei Karlsruhe, ein beliebtes Ziel für Wassersportler, aber auch bekannte für unsteten Wind). Und damit schon ein ziemlich niedriger Punkt auf der Messlatte.

Abends gab es für uns bereits zubereitete Bratkartoffeln mit Salat und für mich noch ein besonderes Abendprogramm: Ein Klavierquartett bot von Schumann das Quartett Op. 47 und von Fauré das erste Quartett Op. 15 dar. Eröffnet wurde mit dem einzig von Gustav Mahler erhaltenem kammermusikalischen Werk, dem ersten Satz aus dem Klavierquartett von a-Moll mit der Vortragsbezeichnung “Nicht zu schnell”. Alle anderen gelten als verloren oder vernichtet. Trotz Maske war es eine mir sehr willkommene Abwechslung und ließ mich sehnsüchtig an mein Cello in Karlsruhe denken. Leider musste sich das Quartett die Zugabe ersparen, da für die Heimreise aufgrund der Sperrstunde um 22 Uhr genug Zeit verbleiben musste. Schade v_v.