Endlich mal Vanlife

So, nun zog es uns aber wirklich los. Nachdem wir nochmal zwei Wochen bei meiner Tante verbracht hatten, wurde die innere Unruhe so groß, dass wir beschlossen, weiter zu fahren. Wir wussten nicht genau wohin, aber darin liegt natürlich auch ein gewisser Reiz.

Unser grober Plan war, nach Tarifa zu fahren. Tarifa liegt an der Meerenge von Gibraltar und ist ein richtiges Kiteparadies. Das sind aber einige Stunden zu fahren und wir hatten gesehen, dass es auf dem Weg Wind bei Almería geben sollte. Das war eigentlich gut zu schaffen, wir starteten etwa um neun und es sollten etwa dreieinhalb Stunden Fahrt sein.

Wir passierten eine Gegend, die durch Salinen sehr geprägt war. Flache Becken lagen, so schien es, bis zu den Bergen ausgestreckt nebeneinander (ob man da wohl drauf kiten kann?). Auf der anderen Seite türmte sich das Salz in riesigen Bergen auf (beachte den Bagger, um das Größenverhältnis zu erfassen).

Einen ersten Eindruck von dieser Geografie bekommt man bei Santa Pola. Da die Salinen Rückzugsorte für Vögel bieten, wurde an den Dünen von Pinet ein kleiner Park mit Beobachtungsposten angelegt. Dort machten wir eine kleine Pause und konnten - leider nur sehr entfernt - Flamingos ausmachen. Wir setzten unseren Spaziergang am Strand fort und fanden eine Gruppe Häuser, die schon von Meer und Salzwasser angegriffen waren. Allesamt schienen im Augenblick unbewohnt, hatten aber den Ozean einfach direkt vor der Tür. Doch das machten sich nur zwei Angler und einige Spaziergänger zu nutze.

Jedoch ist vor allem der Ort Torrevieja international bekannt für die Produktion des weißen Goldes. “Torrevieja” heißt übersetzt “Alter Turm” und beziehen sich auf einen alten Wachturm, der allerdings 1829 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Die Salzproduktion des Ortes geht sogar bis ins 13. Jahrhundert zurück.

Weiter ging es, immerhin wollten wir ja noch zum Surfen kommen. Auf der Karte sahen wir, dass es bei Cabo de Palos es eine Straße gibt, die auf einer sehr schmalen Landzunge verläuft. Jonas schlug vor, da doch einfach mal hinzufahren. Doch erst mal steuerten wir den Leuchtturm der Stadt an. Dramatische Wolken zogen hinter dem Turm vorbei, aber es regnete nicht. Auch hier konnten wir sehen, wie sich die Nähe zum Ozean auf die Gebäude auswirkt: Von einer dicken Stahltür unterhalb des Turmes blätterten einfach die Schichten ab. Von der kleinen Erhöhung, auf der der Turm errichtet war, konnten wir die Landzunge erblicken. Doch so bebaut, wie die Halbinsel war, schien es dort doch nicht so interessant und wir setzten unsere Fahrt fort.

Häufig sind Nationalparks eine gute Anlaufstelle, um sich den Charakter der Landschaft anzusehen. Auf meinen Wunsch machten wir deshalb noch einen Abstecher in die Sierra de la Muela. Leider konnten wir jedoch nicht alle Straßen passieren. Die karge Szenerie traf sowieso nicht so meinen Geschmack. Auch Jonas hatte keine Lust anzuhalten und Almería war auch nicht mehr so weit.

Als wir ankamen, war es trotzdem schon 16 Uhr. Der Wind bließ kräftig, doch der erste von uns angesteuerte Spot war im Grunde menschenleer. Ein spanischer Surfer packte gerade sein Brett zusammen und ich fragte, ob er Informationen zum Kiten an diesem Strand hatte. Er meinte nur, am Stadt-Strand sieht er häufiger Schirme am Himmel und beschrieb uns die Stelle. Dort angekommen fanden wir auch ein paar Leute auf dem Wasser vor, jedoch war der Spot nicht so wirklich ansprechend. Direkt neben dem kleinen Sandstrand erstreckten sich Steinmolen und außerdem gibt es in der Nähe von Gebäuden und Bäumen häufig Verwirbelungen. Jonas war unentschlossen und schien die Situation zu wenig attraktiv zu finden. Also entschieden wir uns einen schönen Ort für die Nacht zu suchen und gemütlich zu kochen.

Der Landstrich um Almería wurde durch Gewächshäuser geprägt. Jede noch so kleine ebene Fläche außerhalb der Stadt scheint für den Gemüse- und Obstanbau genutzt zu werden. Plastikplane reiht sich dort an Plastikplane, um jährlich Millionen von Tonnen der Lebensmittel exportieren zu können. Der Ausdruck “Mar del plastico” (Plastikmeer) bekommt hier eine ganz eigene Dimension. In der Provinz Almería werden 80% der spanischen Gemüseexporte erwirtschaftet. Auch hier werden Mensch und Natur ausgebeutet: Billiglöhne, unmenschliche Wohnbedingungen und stark mit Pestiziden belastete Betriebe. Durch die billige Produktion und EU-Subventionen der europäischen Transitförderung können die Preise von lokal angebautem Gemüse in Afrika trotzdem unterboten werden. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Almer%C3%ADa).

Die Suche nach unserem Schlafplatz führte uns genau an solchen Stellen vorbei, auch Behausungen aus schwarzen Plastikplanen konnten wir erahnen. Die 350km² große Gewächshausfläche kann man übrigens auf google earth ganz gut erkennen. Durch die Fotos kann man das nur erahnen.

Sobald man jedoch die Landschaft des Naturparks Cabo de Gato erreicht, bleibt nur ein etwas bergiges, steiniges Gelände. Wir hatten Glück und fanden einen Parkplatz, der leicht erhöht direkt an den Strand einer kleinen Bucht angrenzte. Malerisch lagen Boote vor zwei großen Felsen vor Anker und das kleine Fischerdorf schien - im Gegensatz zu dem Parkplatz - bereits zu schlafen.

Auf diesem standen schon fünf Camper. Zunächst gab es noch ein wenig Kochbetrieb, doch auch bald kehrte auch hier Nachtruhe ein. Der Mond schien bald voll zu sein und beleuchtete für uns den Strand und das Meer. Ein schöner Platz, um eine Nacht zu verbringen, fand ich und wir beendeten den Tag mit einem kleinen Spaziergang nach dem Abendessen.