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Mountainbike Tour mit unerwartetem Ende

Nach unserer Ankunft brauchte das Wetter auch noch zwei Tage, um sich endlich südländisch mit blauem Himmel und Sonnenschein zu präsentieren. Auf der Fahrt hatten wir schon festgestellt, dass es in der Region um Benidorm rum, sehr viele Mountainbike-Routen zu geben scheint. Laut Iris haben die Fahrradfahrer dort auch die “Narrenfreiheit” und der Radsport scheint auch tatsächlich sehr beliebt zu sein. Vor der ersten Tour mussten wir allerdings erst mal Gos Dämpfer aufpumpen, was dieser dringend mal gebraucht hatte. Dazu also erst mal ins Fahrradgeschäft, das hier zum Glück ja sogar auf hatte, und erst mal eine Pumpe dafür gekauft.

Wir stellten fest, dass der Fahrradladen gut ausgestattet ist und man durchaus auch Helme und Fahrradbekleidung findet, allerdings alles eher recht teuer.

Auf der App Trailforks hatten wir einen Weg gefunden, zu dem wir von “zu Hause” aus direkt starten konnten. Das Wetter war fabelhaft und für den steilen und ausdauernden Anstieg reichte ein T-Shirt vollkommen aus. Die Steigung machte die Fahrt anstrengend, jedoch schon der erste Aussichtspunkt machte alle Mühen wett.

Wir gönnten uns eine kleine Pause um den Blick zu genießen und die Natur wahrzunehmen: Die Wintersonne, die hier schon Kraft hat, das fast schon knallige Blau des Himmels über dem schroffen Bergpanorama. Ich erntete ein wenig wilden Rosmarin, da das zum Feta aus dem Ofen, unserem geplanten Abendessen, sehr gut passte. Pinien prägen die Landschaft.

Ihr Duft ruft in mir immer Erinnerungen an Urlaube im Süden wach. Als wir Kinder nach langen Autofahrten endlich am Ziel ankamen und die noch warme Nachtluft eine andere, aufregende Umgebung verspricht. Allerdings musste man sich bis zum nächsten Morgen gedulden, bis man alles ganz genau erkunden konnte.

Neben dem Rosmarin trifft man auch auf die blau-violetten Kugelblumen und Heidekraut, teils blühend, säumt den Weg. Weiter gehts mit unserer Tour. Ein kleines bisschen müssen wir zurück und begeistert von dieser tollen Aussicht packte uns der Ehrgeiz, noch ein paar Höhenmeterchen zusätzlich auf uns zu nehmen. Ein Einsames Haus steht am Wegrand, umgeben von den Steinterassen, die vermutlich dem Anbau von Olivenbäumen dienen. Weiter des Weges fanden wir sogar ein paar Bienenkästen und kurz darauf fuhren eine Spitzkehre, die uns auf die andere Seite des Tals führte.

Hier war es deutlich feuchter und anstelle von Heidekraut säumen kleine Pinien, nur so groß wie Büsche, die Schotterpiste. Unsere Mountainbikereifen fressen sich deutlich tiefer in den Boden und sammeln schon fast Matsch auf. Die Straße wurde nun so steil, dass wir beide schieben mussten.

Wir merkten deutlich den Temperaturunterschied, ich fröstelte nun im T-Shirt. Die schattige Bergseite und der Wald, der sich vor uns aufgetan hatte, ließen wenig Wärme zu uns.

Da der Weg nicht, wie gehofft, zu dem angestrebten Plateau führte, sondern vermutlich weiter auf die andere Seite des Berges, beschlossen wir, umzukehren. Wir wollten ja nicht auf die andere Seite des Berges und außerdem wird die Abfahrt wird auch nochmal einige Zeit und auch Anstrengung in Anspruch nehmen. Wir wussten ja noch gar nicht, was sich hinter dem Trail verbirgt.

Los gings also ins Tal und hoffentlich gleich auch wieder in die Sonne. Zum Schutz vor dem Fahrtwind hatten wir schnell noch unsere Pullis angezogen und jeder von uns hatte ein Handy bei sich - für den Fall der Fälle. Jonas war natrürlich schon wieder außer Sicht, ich bin bei so etwas immer ein bisschen vorsichtiger. Doch plötzlich sah ich ihn an der Seite stehen, was war da los? Natürlich ein platter Reifen.

Eigentlich hatten wir alles dabei, auch um den Tubeless (= ohne Schlauch) Reifen von Jonas verarzten zu können. Doch dieser sollte uns noch ein paar Tage beschäftigen. Erstmal konnten wir das Loch überhaupt nicht entdecken, da das Profil des Mantels so voller Schmutz und Steine war, das wir nicht mal richtig das Schwarz des Gummis sehen konnten. Also holten wir unsere kleine Pumpe raus, um das Loch so ausfindig zu machen. Das ging dann richig schnell, denn es war so groß, dass man ohne Probleme einen Finger durchstecken konnte. Da hilft wohl auch die dickste Xalami (=Dichtmasse) nichts. Und was nun? Acht Kilometer nach Hause laufen?!

Plötzlich hörten wir Stimmen und da bogen doch tatsächlich drei weitere Fahrradfahrer um die Kurve. Sie hielten an und fragten, ob wir Hilfe benötigten. Gestikulierend, auf Spanisch, Englisch und Deutsch versuchten wir gemeinsam, eine Lösung zu finden. Der Plan war, das Ventil raus zu nehmen und einen Schlauch einzuziehen, damit wir wenigstens langsam nach Hause rollen konnten. Doch das Ventil ließ sich keinen Millimeter drehen. Da hätte man schon eine Zange gebraucht und die hatten wir natürlich alle nicht dabei. Jonas hatte schon überlegt, pragmatisch das Ventil durch das Loch im Mantel durchzustecken - groß genug war es ja. Zudem an der Seite, das hätte ja vielleicht klappen können. Doch die Spanier rieten uns davon ab und hatten recht, das hält bestimmt nicht sehr lange durch.

Resigniert dachten wir an den langen Weg und die verpasste, coole Abfahrt. Da holte der Spanier sein Handy aus einer kleinen Tasche seines Lenkers und wählte eine Nummer. Erstmal verstanden wir nur etwas davon, dass er jemand fragte, ob er uns abholen könnte. Wir sagten, dass wir lieber laufen würden, anstatt Geld für ein Taxi oder so zu zahlen. Seine Freundin übersetzte aber für uns und meinte dann, dass er einen Kollegen anrief und wir uns keine Sorgen machen sollten. Aber wer kann uns schon hier oben einsammeln? Da braucht man schon ein Allradfahrzeug und auch noch groß genug, um zwei Fahrräder einzuladen. Es stellte sich heraus, dass es ein Feuerwehrmann war, der einen Kollegen von der Bergwacht anrief. Da gerade kein Einsatz war, konnte er uns tatsächlich einsammeln. Wir liefen ihm noch ein Stück entgegen, um wenigstens in der Sonne warten zu können. Schon kurze Zeit später schaukelte sich ein leuchtend rotes Feuerwehrauto den Berg hinauf. Somit hatten wir dann zwar keine coole Abfahrt auf dem Trail, aber immerhin bei einem echten Bombero im Auto. Dankeschön!

Ach übrigens, über den Tubeless Reifen gibts noch nen weiteren, kleinen Blogeintrag ;).