/ UNGEFÄHRT

Unser Alltag (auf Fuerteventura)

Unser letzter Eintrag ist jetzt schon wieder etwas her, dafür gibts heute - unter anderem - etwas über unser Leben im Bus.

Doch zunächst: Wie die Reise weiterging. Nachdem wir vier Wochen auf La Palma waren, wurde es endlich mal wieder Zeit für etwas Neues. Unsere Kites lagen traurig in ihren Rucksäcken in der Garage des Ungefährts und wollten endlich mal wieder etwas im Wind flattern. Daher war das angesteuerte Ziel Fuerteventura.

Da die günstige Fähre 26 Stunden brauchte, aber in etwa halb so teuer war, verbrachten wir wieder einen Tag auf dem Schiff. Wir wussten ja, dass es dort Essen und Trinken gibt und hatten die meisten Vorräte aufgebraucht. Immerhin hatten wir dieses Mal daran gedacht, uns die Tabletten gegen die Seekrankheit zu besorgen. Unser Ungefährt durfte bei der Überfahrt ganz oben stehen, sodass wir auch untertags die Möglichkeit hatten, an unsere Sachen zu kommen. Jedoch hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht: wir bekamen keine von den rot-weißen Zettelchen, die die Essensgutscheine darstellten. Auf Nachfrage hieß es, dass man nur Essen bekäme, wenn man vom Festland kommt oder dahin zurück fährt. Nicht einmal Sherlock Holmes fände das eine bestechende Logik :(. Glück im Unglück: Wir futterten einfach alles, was sich noch so in unserer Vorratsschublade und dem Kühlschrank befand. Unglück im Glück: Die Tabletten gegen das Seekrank sein (estar mareado auf Spanisch) wirkten zwar, machten uns aber auch müde und hungrig. Daher gingen wir nach Ankunft erst mal einen Supermarkt plündern :D.

Fuerteventura ist - so wie wir uns das vorgestellt hatten - ein Sandhaufen im Meer. Die höchste Erhebung ist gerade mal 800 Meter hoch, dadurch verfangen sich keine Wolken und die Insel bekommt ziemlich wenig Regen ab. Wüstenartige karge Landschaft empfängt uns - leider erst einmal ohne Wind.

Leben im Ungefährt

Der eine oder andere hat schonmal nachgefragt, wie es sich denn so im Van lebt. Klar, der Raum ist schon sehr begrenzt und ein paar Sachen nerven. Gos absoluter Favorit (von hinten): Das Ungefährt rollt los und wir stellen fest, dass wir mal wieder vergessen haben, etwas zuzumachen oder zu verriegeln. Weil Jonas meistens fährt, kraxelt Go dann nach hinten und korrigiert das. Außerdem muss man einfach mehr rumräumen als in einer Wohnung. Eine Kiste steht vor dem, an was man grade ran möchte. Bevor man losfährt (was bei uns fast jeden Tag der Fall ist) muss alles verräumt werden. Dennoch haben wir das meist genutzte einigermaßen griffbereit. Vor allem mit der Aufteilung des Platzes im Ungefährt sind wir ziemlich zufrieden. Wir müssen nur den Fahrersitz umdrehen, um gemütlich zu zweit an dem Tisch sitzen zu können. Auch ist unser Bett immer aufgebaut und es ist nicht notwendig, Möbel umzuklappen oder Ähnliches. Genug Platz für unseren Stuff und Vorräte haben wir geschaffen, wie erwartet haben wir eher zuviel als zu wenig dabei :D.

Meistens kochen wir abends gemütlich etwas Kleines oder Großes. Da unser Herd direkt vor der Schiebetür ist, können wir Essensdämpfe, wenn es Windstill ist, direkt nach draußen leiten. Nebenbei hat man dann manchmal auch eine super Aussicht bei der Zubereitung. Häufig suchen wir uns aber gerade windige Gebiete aus, dann können wir die Tür erst beim Futtern wieder aufmachen. Der Gasherd heißt sonst alles mögliche, aber nicht die Töpfe. Oft schmeißen wir den Lüfter im vorderen Bereich an, um unser Auto nicht vollzuräuchern.

Apropos Räuchern: Um uns vor Propan/Butan, Kohlenmonoxid und Betäubungsgasen warnen zu lassen, haben wir einen Gas-Alarm eingebaut. Glücklicherweise haben wir den bisher nicht gebraucht.

Auf den Kanaren ist es mit dem Freistehen ziemlich einfach. Wir wurden noch nie von einem Schlafplatz verscheucht. Anfangs fand Go es noch ziemlich seltsam einfach irgendwo im nirgendwo in einem Auto zu stehen und nicht zu sehen, wer draußen so rumschleicht. Das hat sich aber ziemlich schnell gelegt und die Qualität des Schlafes wird eher beeinträchtigt, wenn wir in die falsche Richtung schief stehen. Gerade steht das Ungefährt so gut wie nie. Für den Fall der Fälle können wir immerhin das Kopfteil des Betts hochstellen. Und wenn man dafür mit Sicht auf das Meer den ersten Kaffee morgens genießen oder abends romantisch speisen kann, nimmt man das gerne in Kauf ;-).

Ansonsten haben wir hier ein paar Beispiele, wie wir so stehen:

Unsere Zeit vergeht wie im Fluge. Nur selten haben wir - wie anfangs befürchtet - richtig Langeweile. Das schlimmste für Go sind Tage, an denen wir aus diversen Gründen nicht viel machen können (zum Beispiel weil es wenig in der Umgebung gibt, oder wir unsere Verletzungen von einem Downhill-Race verheilen lassen müssen). Doch auch an solchen Tagen gibt es immer noch genug zu tun (am Ungefährt rumbasteln oder programmieren, fotografieren, malen, lesen, einkaufen, kochen, am Blog schreiben, …). Ansonsten ist die Go immer gerne draußen und die Regentage, an denen wir wirklich nur im Auto saßen hatten wir noch nicht.

Wir fühlen uns im Ungefährt ansonsten sehr wohl. Der Kühlschrank springt 3 Mal pro Stunde für 5 Minuten an, er ist mit knapp 30 Dezibel mit einem normalen Küchenkühlschrank zu vergleichen. Man gewöhnt sich sehr schnell daran und blendet ihn aus. Es gibt auch fast geräuschlose Gaskühlschränke, nur kühlen die nicht vernünftig und sind übermäßig teuer. Wir haben dafür sogar ein Gefrierfach mit -18 Grad. Darin lassen sich hervorragend Eiswürfel produzieren, um, falls sich die Gelegenheit bietet, mal einen Cocktail zu schlürfen.

Wir haben einen Wasserfilter verbaut: “Kombifilter-Element mit 10 μm Aktivkohleblock und 0,1 μm Hohlfasermembran (>99,9999% Bakterienrückhalt), reduziert Pestizide, Chlor, Schwermetalle etc.”. Unser Wasserhahn hat zwei verschiedene Auslässe, der eine geht dabei durch den Filter. Wir mussten bisher auf unserer Reise noch kein Wasser in Flaschen kaufen. Das spart natürlich ein wenig Geld, aber vor allem viel Müll ein. Das Filterelement reicht mindestens vier Monate, wir haben es jedoch schon länger in Gebrauch.

Die Müllentsorgung funktioniert in Spanien ziemlich einfach, weil die Mülltonnen öffentlich am Straßenrand stehen. Mal sehen, wie das in anderen Ländern funktioniert.

Ressourcen

Ein herausforderndes Thema sind die Ressourcen für den täglichen Bedarf. Was in einer Wohnung selbstverständlich ist, bedarf im Ungefährt eine gewisse Planung.

Wasser

Wir haben einen Frischwassertank, der rund 70l fasst, außerdem nehmen wir aktuell noch einen Kanister mit weiteren 8 Litern mit, so haben wir immer noch etwas in Reserve. Der Wasservorrat reicht mit ein Mal duschen 5-6 Tage bei sparsamer Verwendung. Wird mehr geduscht, oder muss der Grill abgewaschen werden, schrumpft er leider ziemlich schnell.

Hier in Spanien ist es immerhin sehr einfach an Frischwasser zu gelangen. In Tarifa gab es eine Tankstelle, bei der für 3€ seinen Tank entleeren konnte und frisches Wasser bekommen hat (Ein sogenannter Camperservice). In Teneriffa haben wir praktisch nie für Wasser zahlen müssen. Dort gibt es alle paar Kilometer Picknick-/Grillplätze mit Wasserhahn. Leider haben die keinen Schraubanschluss, um den Schlauch direkt anzubringen, dann muss man mit dem Kanister ein paar Mal laufen. Inzwischen haben wir uns eine kleine Tauchpumpe besorgt, so bekommen wir das Wasser dann einfach in unseren großen Tank umgefüllt. Hier auf Fuerteventura holen wir das Frischwasser an Tankstellen, dort bekommt man 1€ Wasser, 5 Minuten lang, was meist so zwischen 40 und 50 Litern entspricht. Unseren Grauwassertank (Abwasser von Spüle und Nasszelle) entleeren wir in den Waschboxen an den Tankstellen und reinigen dann noch etwas unser Auto. Die salzige und sandige Luft hier auf Fuerteventura lässt die Scheiben und Spiegel schon nach wenigen Tagen eher milchig als klar erscheinen.

Um Plätze für Frisch- und Abwasser zu finden nutzen wir außerdem die App “Park4Night”. Dort finden wir außerdem immer wieder Parkplätze zum übernachten, als auch andere nützliche Orte, wie Wäschereien und Stellen, an denen deutsche Gasflaschen aufgefüllt werden können.

Strom

Unseren Strom beziehen wir zum großen Teil aus den Solarzellen, nur ab und an müssen wir etwas nachhelfen und auch über die Lichtmaschine laden. Wir haben aktuell 4 Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 400Wp auf dem Dach und damit bisher ein maximum von 2,5kWh an einem Tag gemacht. Wir brauchen täglich ungefähr 800Wh, die größten Verbraucher sind der Kühlschrank und die verbaute Technik (LTE Router, Minicomputer für die Steuerung). Dann noch das Licht und Laptops/Handys.

Wenn wir Energie im Überschuss haben, spingt automatisch der Warmwasserboiler an, heizt er komplett auf wird 500Wh an Energie benötigt.

Hier auf Fuerteventura scheint meistens den ganzen Tag die Sonne, so haben wir abends neben einer vollen Batterie auch immer heißes Wasser.

Gas

Wir haben uns beim Ausbau des Ungefährts bewusst dafür entschieden, möglichst wenig Geräte mit Gas zu verwenden. Natürlich hat Gas eine super Energiedichte und man muss es nicht häufig auffüllen. Allerdings gibt es alleine in Europa 4 verschiedene Systeme, und tauschen wir in Deutschland geht nur sehr selten (Meistens nur auf Campingplätzen, die diesen Service anbieten). Ab und an gibt es aber immerhin Füllstationen, die auch die deutschen Gasflaschen wieder füllen können, dafür haben wir entsprechend einen Satz Adapter dabei. Ebenfalls möglich ist das Füllen der Gasflaschen mit Autogas, aber aus guten Grund in Deutschland verboten. Man kann die Flaschen überfüllen und so zum Bersten bringen.

Unser einziger Verbraucher ist unsere Herd/Ofen Kombi. Eine Idee von der Go, inzwischen werden wir meistens um unseren Ofen beneidet. Da wir nur einen Verbraucher an der Gasflasche angeschlossen haben, brauchen wir auch keine weiteren Absperrhähne. Der Mensch von der Gasprüfung hat dafür sogar nochmal extra in der DIN Norm nachgelesen.

Wir haben eine 5kg Gasflasche dabei. Diese mussten wir nach 2 Monaten das erste Mal auffüllen lassen.

Toilette

Wir haben eine Trockentrenntoilette an Bord. Der allergrößte Vorteil ist die Vermeidung von Chemikalien. Sowohl umwelttechnisch, als auch für die Entsorgung. Die Toilettenschüssel trennt das Flüssige in einen Kanister und das Feste in einen Eimer. Durch die Vermeidung von Chemie, kann der Tank einfach in der Wildnis entleert werden, oder an der Tankstelle, wenn wir sowieso Grauwasser ablassen. Der Beutel mit dem Feststoff kommt in den normalen Hausmüll. Inzwischen haben wir die Größe des Tanks auf 12 Liter aufgestockt, da die 3,5 Liter echt zu schnell voll waren.

Kraftstoff

Das Ungefährt schluckt etwa 10 Liter auf 100km und damit weniger als befürchtet, immerhin sind wir ziemlich genau bei den erlaubten 3,5 Tonnen Gewicht. Es lohnt sich richtig, die Dieselpreise zu vergleichen. Bei einem Tank mit 120l Fassungsvermögen macht das schnell etliche Euros aus. Wir hatten schon Fälle, bei denen es bei benachbarten Tankstellen einen Unterschied von 20 Cent gab! Auch hierfür benutzen wir gerne eine App, um die preiswerteste Tankstelle in der Umgebung oder auf unserem Weg zu finden.

Eine genauere Technische Beschreibung des Ungefährt wird es noch geben, falls Jonas Lust hat darüber ausführlicher zu berichten. Der Bus hat vermutlich mehr Elektrik, Elektronik und Sensoren als die meisten Wohnungen :D