Grenzen in Corona-Zeiten

Nachdem wir so lange darauf hin gearbeitet hatten, endlich los zu kommen, zog es uns erst mal in den Süden. Die Weihnachtstage und den Jahreswechsel hatten wir bei eisigen Temperaturen bei Gos Mama in den Vogesen verbracht. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, um, na klar, noch ein bisschen am Ungefährt zu bauen. Doch auch Schneewanderungen kamen nicht zu kurz und es gibt fast nichts Schöneres, als sich danach von der wohligen Wärme des Holzofens durchdringen zu lassen und eine Tasse Tee zu genießen. Irgendwann hatten wir jedoch die Nase voll, Sonnenschein und Wärme lockten.

Ein kurzer Anruf genügte und das nächste Ziel stand fest: Gos Tante an der Costa Blanca besuchen. Doch da stellten sich natürlich Fragen: dürfen wir überhaupt nach Spanien einreisen? Braucht man dafür einen Corona-Test? Was passiert, wenn man innerhalb Frankreichs angehalten wird? Sind die Grenzen im Allgemeinen geöffnet? In wie weit betrifft uns die Sperrstunde?

Frankreich hatte in dieser Zeit in manchen Departements bereits um 18 Uhr Sperrstunde, aber zum Glück lagen die meisten davon im Nordosten und wir konnten zumindest bis 20 Uhr unterwegs sein.

So verging der Tag mit einer Fahrt, immer wieder durch verschneite Gebiete führend, dessen krönender Abschluss das Central Massiv war. Da es noch eisige Minusgrade hatte, hofften wir, bis 20 Uhr noch aus dem Gebirge zu kommen. Unsere Standheizung schafft mittlerweile zwar ca. 20°C Differenz, dennoch hatten wir eigentlich gedacht schon weiter zu kommen. Im Dunkeln rauschten wir die Autobahn nach unten und die Sperrstunde rückte näher und näher.

Zum Glück schafften wir es noch aus dem Schnee und fanden mit der Stellplatz App I Overlander (oder Park4Night) ein Plätzchen. Wir kochten uns Pasta (so gut es geht, wenn das Auto zu schief steht, um Wasser aus dem Tank zu bekommen :D) und zockten eine Runde. Tja das Internet ist eben besser als daheim.

Am nächsten Tag gings weiter mit Kurs auf Le Perthus, dem letzten Ort vor der spanischen Grenze. Da das Benzin in Frankreich deutlich teurer war als in Spanien, tankten wir nur so viel nach, dass es gerade so reichen sollte. Wir passierten Agde und die Südfranzösische Mittelmeerküste und kamen plötzlich - schon wieder in den Schnee. Dabei liegt das Örtchen eigentlich gar nicht so wahnsinnig hoch, circa 280 m, teilweise aber auch 300m höher.

Ein paar Kilometer vorher sackte unsere Reichweite aufgrund des Tankstandes aber ziemlich schnell ab (klar, bergauf) und die Frequenz der Blicke auf das Navi, wie weit es denn wohl noch sei, nahm zu. Wir wurden beide ziemlich angespannt, die Tankanzeige war beim Durchfahren des Ortes schon auf Reserve geprungen. Schneetreiben und ungemütliches Wetter draußen und 4 km bis zu nächsten Tankstelle (laufen)?! Jonas regte sich schon über vor ihm bremsende Fahrzeuge auf und auch der bevorstehende Grenzübertritt entspannte die Lage nicht gerade.

Le Perthus ist ein ziemlich steiler Ort und nachdem wir endlich die Bergkuppe überwunden hatten, bot sich uns ein - vor allem in diesen Zeiten - sehr seltsamer Anblick. Bei kalten Temperaturen standen Leute an den Geschäften, die die schmale, steile Straße säumten, Schlange. Und nicht nur ein paar wenige, sondern bis zu 50 Menschen. Dort kann man sich wohl mit steuerlich begünstigtem mit dem Zeug eindecken. Bergab lassen wir uns rollen, um Sprit zu sparen. Da kommt sie, die Grenze. Ein kleiner Übergang, einige Menschen und auch Polizei stehen auf der Straße, aber wir fahren einfach vorbei. Keinen hats interessiert. Bienvenido a Espagna!

Bleibt nur noch dieses orangene, fiese Lämpchen, das durch den leeren Tank ausgelöst wird. Nachdem es aber weiter bergab ging, hatten wir schon wieder 150km Reichweite. Danke für diese Schätzung, Ungefährt! :D